Das Ziel rückt näher oder ist der Weg das Ziel?

 

Roadtrip Tag 7: 29.09.2016

 

 Zum heutigen Tag kann ich nicht viel berichten, denn wir verbrachten die ganze Zeit nur im Auto, um eine möglichst weite Strecke zurückzulegen. Unsere Fahrt begann um 10 Uhr in Mackay und endete erst gegen 19 Uhr in einem Camp, welches gute 200km entfernt von Rockhampton war. Ausgerüstet mit kalten Dominos Pizzen, machten wir es uns in einem Pavillon gemütlich, wobei „gemütlich“ eine Sache der Interpretation ist, denn wir hatten kein Licht und es begann zu gewittern. Fix checkten wir unsere Wetterapps und kamen auf das Ergebnis, dass es die ganze Nacht immer wieder regnen soll. Keine gute Voraussetzung, um in Zelten zu schlafen, die dazu nicht einmal wasserdicht sind. Nein, darauf hatten wir wirklich keinen Bock. Ein Hostel musste also her. Schnell gingen wir noch auf die Toilette und es folgte die beste Aktion des Tages, denn Carlotta trat aus versehen auf eine dicke Kröte, die das ganze anscheinend nicht so geil fand und sofort aus Protest quakte. Glaubt mir, ich habe so gepresst vor lachen. Dieses geniale Geräusch wird mir wahrscheinlich für immer in Erinnerung bleiben. Vor allem dachten wir, dass der Frosch dadurch eindeutig gestorben sein müsste, aber komischerweise fanden wir ihn nicht wieder. Hart im Nehmen der Kollege.

Wir fuhren gute 1,5 Stunden weiter nach Agnes Water und checkten in einem Hostel der Nomads Gruppe ein. Unsere Nacht war somit gerettet. Das Hostel war recht alternativ gestaltet und auch das Personal war etwas verrückt, aber das war schon relativ in Ordnung. Beim Einchecken bekam jeder von uns einen Sticker ins Gesicht geklebt mit der Erklärung, dass wir so ein Teil der Gemeinschaft sind. Schlüssel für die Zimmer gab es auch nicht, aber wie heißt es so schön, man soll an das Gute im Menschen glauben und innerhalb der Hostelfamilie beklaut man sich natürlich nicht. Ja ja, ich glaube auch.

 

Roadtrip Tag 8: 30.09.2016

 

Es war recht nett mal wieder in einem richtigen Bett zu schlafen, auch wenn in unserem Zimmer gefühlt 1000 Mücken unterwegs waren. Richtige Krise! Am nächsten Morgen konnten wir das kostenlose Frühstück mitnehmen und unsere Wasservorräte auffüllen. Allein mit ungefähr 20 leeren Flachen und einem 5 Liter Wasserkanister stand ich also im Bad und kämpfte mit dem viel zu kleinen Wasserhahn. Ihr könnt euch wahrscheinlich vorstellen, was das für ein Anblick war. An meine Freunde aus WK City: Da kam die typische Draschimi durch.

 

Ein paar Kilometer entfernt von Agnes Water befindet sich Town of 1770. Ein kleines Örtchen mit einer großen historischen Bedeutung, denn im Jahr 1770 erreichte Captain James Cook dort das Festland und betrat als erster Europäer die Ostküste. Er erforschte das bis dahin noch unberührte Land und fertigte die ersten Karten der Region an. Den Ort, den sich Cook für seinen ersten Landgang aussuchte, hätte er nicht besser wählen können. Strahlend blaues Wasser, steil abfallende Klippen und ein wundervoller Strand zeichneten die Gegend aus und bewiesen die Schönheit des Kontinents. Wir schlenderten ein wenig umher und genossen das geniale Wetter. 30 Grad und Sonnenschein, so muss das sein.

 

Anschließend fuhren wir zum Deepwater National Park. Die Luftlinie zwischen Town of 1770 und unserem Ziel betrug eigentlich nur 4km. Dank eines neu gebauten Resorts, mussten wir jedoch einen Umweg von 40km auf uns nehmen. Im Endeffekt wartete im Park nur ein normaler Strandabschnitt auf uns. Der war zwar recht schön, doch die weite Fahrt hat sich eindeutig nicht gelohnt. Auf dem Rückweg kreuzten ein paar Warzenschweine unsere Fahrbahn und auch ein paar richtig große Kängurus ließen sich blicken. Das war echt cool und machte den Tag doch noch zu etwas Besonderem.

 

Roadtrip Tag 9: 01.10.2016

 

Unsere Route führte uns weiter nach Rainbow Beach. Dort wanderten wir an einem Strand, entlang und bestiegen eine 120m hohe Sanddüne. Die Steigung betrug gefühlt 90°, wodurch wir echt ins Schwitzen kamen. Oben angekommen brauchten wir erst einmal eine Pause und setzen uns in den heißen Sand. Wir betrachteten die in der Ferne liegenden Sandsteinklippen und beobachteten die Autos, die am Strand entlang fuhren. Für so einen tollen Ausblick hat sich die Anstrengung auf jeden Fall gelohnt. Der Weg nach unten ging dann um einiges schneller. Wir rannten bzw. sprangen die Düne hinunter, was mega Spaß gemacht hat.

 

 Von Rainbow Beach aus fuhren wir weiter nach Noosa. Auf dem Weg lag der Mount Tinbeerwah, auf deren Gipfel sich ein Panorama Lookout befindet. Dort hatten einen wundervollen Blick auf Wälder, den Ozean und in Richtung Landesinnere türmte sich eine Gebirgskette auf. Da wir so weit in die Ferne schauen konnten, gingen wir davon aus, dass wir uns recht weit über dem Meeresspiegel befanden. Jeder von uns tippte eine Höhe, wobei von 400m bis 900m alles dabei war. Im Nachhinein fanden wir allerdings heraus, dass der Mt Tinbeerwah nur lappige 265m hoch war. Schätzen müssen wir wohl noch üben.

 

 Gegen Nachmittag erreichten wir Noosa, die Stadt der Reichen und Schönen. Der Ort ist besetzt mit wundervollen Villen, deren Werte ich mir wahrscheinlich gar nicht vorstellen kann. Ein wenig erinnerte mich alles an Florida, denn ein Fluss schlängelte sich entlang der Häuser und bot Platz für teure Jachten an den Anlegestellen der Villen. Umringt war die Stadt von den australischen Everglades. Besiedelt ist dieses Gebiet von Krokodilen, Schlangen und etlichen anderen wilden Tieren. In der Innenstadt flanierten die Leute in Läden wie Gucci und Louis Vuitton und trugen allesamt die beste Mode. Ein Anblick, der mir nach 9 Tagen Roadtrip sowie einem Monat Hostelleben recht fremd und seltsam vorkam. Insgesamt kann ich behaupten, dass Noosa eine wunderschöne Stadt ist und es sich sehr lohnt ihr mal einen Besuch abzustatten. Den Rest des Tages verbrachten wir damit, die wahrscheinlich steilste Straße der Welt zu besteigen, ein BBQ zu machen und, wie sollte es auch anders sein, bei Mecces herum zu gammeln.

 

 Und schon war es so weit. Es folgte die letzte Nacht in unseren Zelten. Jetzt, wo man sich gerade an alles gewöhnte, sollte es auch schon wieder vorbei sein. Schade eigentlich. Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichten wir eine Camparea am Highway, welche unseren heutigen Schlafplatz darstellen sollte. Fix bauten wir die Zelte auf und fragten uns, ob wir noch etwas machen wollen. Leider hatten wir keine Sitzmöglichkeit und auch kein Licht am Start, wodurch wir uns um 20 Uhr dazu entschieden, ins Bett zu gehen, da uns langweilig war. Auf der Toilette machte ich noch Bekanntschaft mit einer riesigen Spinne. Darauf hätte ich wirklich gern verzichten können, ekelhaft diese Viecher.

 

Roadtrip Tag 10: 02.10.2016

 

Ein letztes Mal wurde ich von den wärmenden Strahlen der Morgensonne geweckt. Das ist jedes Mal ein richtig schönes Gefühl, denn mein Körper war nach dieser arschkalten Nacht im Zelt erneut halb abgefroren. Ich ging nach draußen, setzte mich auf eine Bank in der Sonne und wartete bis die Anderen aufwachten. So langsam taute ich auf und realisierte zugleich, wie unfassbar genial die vergangenen 10 Tage eigentlich waren. Jeden Morgen wachten wir an einem anderen Ort auf, sahen wunderschöne Landschaften und hatten einfach eine tolle Zeit zusammen. Der Elantra wurde zu unserem neuen Zuhause und diente uns stets treu als Wohnzimmer, Schlafzimmer und Küche zugleich, wobei man echt sagen muss, dass wir ihn extrem verunreinigt haben. Eine kleine Reinigung sind wir ihm wirklich schuldig. Während unseres Roadtrips legten wir insgesamt ganze 2000 Kilometer zurück, wobei man zu jedem einzelnen Meter eine Geschichte erzählen kann. All das sind Momente, an die ich mich noch ewig zurückerinnern werde und die mir immer ein Lächeln ins Gesicht zaubern werden. Natürlich weiß ich, dass Reisen nicht das Paradies auf Erden ist und auch nicht immer alles glatt läuft, doch Tage wie diese beweisen mir einfach, dass ich genau die richtige Entscheidung getroffen habe, nach Australien zu kommen und somit die Chance habe, solch wunderbare Momente erleben zu dürfen.

 

HAPPY PEOPLE DON'T HAVE THE BEST

OF EVERYTHING.

THEY MAKE THE BEST OF EVERYTHING.

- Zig Ziglar -

 

In Gedanken versunken, saß ich also auf meiner Bank und ließ die letzten 10 Tage Revue passieren. Schöne Erinnerungen einfach! Irgendwann wachte auch der Rest meiner Gruppe auf und wir machten uns bereit für die Weiterfahrt.Von Brisbane waren wir nur noch rund 200km entfernt. Unser Ziel rückt also immer näher. Obwohl, so kann ich das eigentlich nicht sagen, denn im Endeffekt war der Weg das Ziel und das war nun mal der gesamte Roadtrip. 

 

So langsam wurde uns klar, dass wir bald eine Großstadt erreichen. Die Straßen wurden größer und der Verkehr wurde dichter, was wir hier in Australien ja noch gar nicht kannten. Kilometer für Kilometer tasteten wir uns an Brisbane heran und fragten uns, wie es wohl sein wird, in einer Stadt mit mehr als 2 Mio. Einwohnern zu leben. Ob sich unsere Pläne dieses Mal verwirklichen lassen? Aus der Ferne erkannten wir die Skyline des Central Business Districts. Da war er also, der letzte Halt auf unserer Fahrt. Unser Roadtrip ist hiermit beendet, doch nun wartet schon das nächste Abenteuer auf uns.

 

BRISBANE HERE WE COME!

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