Brisbane - ein monat im big brother haus - teil 1

Vor rund vier Wochen erreichten wir nach einem zehn tägigem Roadtrip Brisbane. Unser Plan war es, dass sich jeder eine Arbeit sucht und endlich Geld verdient. Viele stellen sich wahrscheinlich vor, dass ich das ganze Jahr nur unbeschwert durch die Gegend reise, aber nein, so ist es nicht, zumindest nicht immer. Man ist darauf angewiesen auch mal zu arbeiten. Von nichts kommt nichts. Dieses Prinzip zählt auch in Australien.

 

Auf der anderen Seite, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass die Stadt völlig kranke Aktionen für mich bereithalten sollte. Mal wieder hat sich gezeigt, dass hier alles möglich ist und jederzeit einfach alles passieren kann! Von verrückten Wetten auf dem Spielplatz, gescheiterten Arbeitsversuchen und einem unerwartetem Ellie Goulding Konzert war ungefähr alles dabei. Ich hoffe ich kann euch mit dem nun folgenden Blogpost einen Einblick in mein Backpackerleben geben und euch zeigen, wie ich die letzten 31 Tage verbracht habe. ENJOY!

 

Brisbane ist eine 2 Millionen Einwohner Stadt an der Ostküste Australiens und die Hauptstadt des Bundesstaates Queensland. Das Stadtbild ist geprägt von Hochhäusern, in denen die ganzen weltbekannten Firmen untergebracht sind, vollen Straßen und dem Brisbane River, der sich quer durch die Stadt schlängelt. Am Tag spielt sich das komplette Leben der Stadt im CBD, dem Central Business District ab. Die arbeitende Bevölkerung ist dann fleißig in den Büros zu finden und auf der Queens Street flanieren Passanten in den Geschäften. Gegen Abend verlässt  ein Großteil der Bevölkerung die City und fährt hinaus in die Randgebiete. Aus der Metropole wird dann ein recht ruhiges Örtchen. Auch die meisten Restaurants, Bars und Clubs schließen recht früh, was ich wirklich extrem komisch finde und was meiner Meinung nach, für eine Großstadt eigentlich eher untypisch ist. An Attraktionen fehlt es der Stadt zum Glück nicht. Hier mal ein paar Einblicke zu meinen Lieblingsorten.

South Bank

Skyline des Central Business Districts

City Botanic Gardens

Mt Coot-tah Lookout

And last but not least, stelle ich euch nun den Ort vor, an dem ich die mit Abstand meiste Zeit in Brisbane verbracht habe. DAS BIG BROTHER HAUS. Am 02. Oktober checkten wir im Nomads Hostel, wir bleiben der Familie treu, in der Edward Street ein und gingen davon aus, dass wir mal wieder in ein 10er Zimmer ziehen. Immerhin hatten wir dieses ja im Vorhinein gebucht, um Geld zu sparen. An der Rezeption wurde uns allerdings das Angebot unterbreitet ein verbilligtes 4er Zimmer zu bekommen. Diesen wundervollen Vorschlag nahmen wir sofort dankend an. Das Glück meinte es mal wieder gut mit uns und wir wussten ja auch, dass wir länger an einem Ort bleiben werden. In solchen Fällen ist es immer gut, wenn man nach der Arbeit einen ruhigen Raum für sich hat und nicht mit wild fremden Leuten in einem Dorm pennt, die die ganze Zeit Lärm machen. Das Zimmer mit der Nummer 221 wurde zu unserem neuen zu Hause und um ehrlich zu sein, verbrachten wir oft den Großteil des Tages dort, da wir nach einer Woche eigentlich die ganze Stadt schon erkundet haben und teilweise nicht wussten, was wir noch machen können. Leider hatte das Hostel ein paar sehr kritische Eigenschaften an sich. Das Gebäude war sehr alt, was vom Optischen her, zumindest von außen, recht nett wirkte, jedoch auch ein paar Probleme mit sich brachte. In vielen Zimmern konnte man die Fenster nicht öffnen und bei uns gab es keine Klimaanlage, wodurch es immer extrem stank. Um den Geruch irgendwie zu bändigen, ließen wir immer die Tür offen. Somit entstand der der Name ''Big Brother Haus''. 24/7 standen wir unter Beobachtung der vorbeigehenden Leute auf dem Flur. Ein Leben in der Öffentlichkeit also. Hin und wieder schauten sogar andere Hostelbewohner vorbei und fragten, wo die Duschen oder die Laundry sei. Nur weil unsere Tür immer offen stand, heißt es ja wohl nicht automatisch, dass wir die Auskunft sind, aber das sahen einige wohl anders. Die 2. große Krise stellte die Küche dar. Pure Asozialität kann ich dazu nur sagen. Es gab nur rund 20 Sitzplätze für insgesamt 300 Leute und gerade einmal 4 funktionierende Kochstationen. Am Abend war alles ekelhaft dreckig und aufgeräumt. Ich bin wirklich kein pingeliger Mensch und hier in Australien habe ich gelernt Abstriche zu machen, aber das ging eindeutig zu weit.

 

Unsere finanzielle Situation wurde natürlich auch nicht besser. Jede Woche kamen Kosten für  Unterkunft, Verpflegung und kleine Näschereien auf uns zu, wodurch uns allen klar wurde, dass schnellst möglichst ein Job her muss. Schon in der ersten Woche gaben wir fleißig unsere CV's  in Restaurants, Bars und Hotels ab und hofften, dass wir bald eine Rückmeldung bekommen. Um unsere Chancen auf einen Kellnerjob zu erhöhen, entschieden wir uns dazu, einen RSA Kurs zu absolvieren, welcher uns das Ausschenken von Alkohol ermöglicht. 4 ganze Stunden verbrachten wir auf einer Parkbank in der ''Fee Brisbane WIFI Zone'' und kämpften mit den bescheuerten Fragen des Onlinekurses. Ein wenig habe ich mich wie bei einer Klassenarbeit gefühlt, nur mit dem Unterschied, dass wir dieses Mal mehr oder weniger erlaubt Partnerarbeit betrieben haben. Hart an der Grenze war es schon, wie wir dieses dumme Zertifikat erhalten haben, aber das war relativ in Ordnung. Jetzt im Nachhinein liegt mir immer ein Schmunzeln auf den Lippen, wenn ich an unserer Bank vorbei laufe, verrückte Erinnerung einfach.
Am nächsten Tag druckten wir erneut CV's aus und verteilten diese gefühlt in der ganzen Stadt, wodurch schnell mal 20km gelaufen wurden. Immer wieder wurde mir gesagt, dass zur Zeit neue Arbeitskräfte gesucht werden und meine Bewerbung gleich weiter an den Manager gegeben wird. Nachdem ich diese Sätze jedoch das 10. Mal hörte, erkannte ich, dass das hier anscheinend die Standardaussage ist. Trotzdem war ich recht optimistisch, dass sich jemand meldet, zumindest hoffte ich das.

 

Am Wochenende gönnten wir uns eine kleine Auszeit von der Jobsuche und beschlossen gemeinsam Milchshakes trinken zu gehen. Wenn ihr jetzt denkt, dass ich damit einfache Vanilleshakes von Mc Donalds meine, dann täuscht ihr euch gewaltig, denn das, wonach wir suchten, waren reinste Leckerbissen und Kunstwerke zugleich. Wir nahmen einen Fußmarsch von 5km auf uns und erreichten nach guten 60 Minuten einen wundervollen Laden mit dem Namen ''Flora Organica''. Das kleine Café, welches ebenfalls als Blumengeschäft diente, war genau nach meinem Geschmack im Skandinavischen Stil eingerichtet und verfügte über eine niedliche Terrasse mit ein paar Sitzgelegenheiten. Vom ersten Moment an war ich begeistert von der Einrichtung und der einladenden Atmosphäre des Hauses. An solchen Orten kann man sich einfach nur wohlfühlen. Die Besitzerin des Ladens war eine nette Australierin, die, wie sollte es auch anders sein, während des Studiums in Deutschland gelebt hat und somit fließend unsere Sprache sprechen konnte. Die Welt ist ein Dorf. Das wird mir in Down Under immer wieder aufs Neue bewusst. Kurz unterhielten wir uns mit der Frau und bestellten diese wundervollen Kalorienbomben. Wir gingen nach draußen, machten es uns auf den Holzbänken gemütlich und genossen die stille der Umgebung. Zwar befanden wir uns direkt an einer Straße, doch dank der Tatsache, dass wir uns in einem Randgebiet von Brisbane aufhielten, entkamen wir endlich einmal dem Lärm der Stadt. Nach kurzem Warten  standen sie auch schon vor uns, diese extrem leckeren Milchshakes. Leider waren sie relativ klein und teurer als erwartet, aber nichtsdestotrotz ein echter Genuss. Selbstgemacht bewährt sich halt immer

 

Ich schlürfte genüsslich den letzten Schluck meines Schoko-Doughnut-Milchshakes, als plötzlich mein Handy klingelte. Gespannt schauten mich die Anderen an und Franz sagte ''Fraaaaaanzi bekommt einen Anruf! Geh ran Fraaaaaanzi!''. Natürlich tat ich das sofort. Am anderen Ende meldete sich ein gewisser Risko. Kurz angebunden verkündete er mir, dass er für sein Restaurant eine neue Kellnerin sucht und fragte mich, ob ich bereit für ein Bewerbungsgespräch sei. Pure Freude entfacht in mir und sofort sagte ich zu. Auf einmal antwortete Risko: ''Perfekt! Bis um 6 bin ich hier. Passt dir das?''. Nein, diesen Satz habe ich nicht für euch übersetzt, er hat das wirklich auf Deutsch gesagt, was mich völlig aus der Bahn geworfen hat. Ungläubig fragte ich: ''Kannst du, ääähh nein Sie (ich war  komplett verwirrt durch den Sprachwechsel) etwa Deutsch?''. Ja, konnte er, was mir in der Zukunft noch so manche Probleme bereiten sollte, aber das konnte ich zu dem Zeitpunkt, voller Euphorie, ja noch nicht ahnen.
Es war also so weit. Ich hatte mein erstes richtiges Job Interview!! Was wird er wohl fragen? Was soll ich sagen? Werde ich ihn verstehen? Ach stimmt, er spricht ja Deutsch! Wie hieß das Restaurant noch gleich? Ach genau, Peel Street! Wo war das eigentlich? Und am wichtigsten, was soll ich anziehen? Tausende Fragen schwirrten mir durch den Kopf und auf diesen ''Schock'' musste ich erst einmal den letzten Schluck meines Milchshakes trinken.
In Windeseile fuhren Franz, er hatte auch ein Job Interview, und ich mit den Bus zurück in den CBD und ich zog mir ein paar gescheite Sachen an, um hoffentlich einen guten Eindruck zu hinterlassen. Mit Hilfe von Google Maps fand ich die Capitol Apartments dann relativ schnell und erkannte auch das Restaurant wieder, um das es sich handelte. Gute 15 Minuten  unterhielt ich mich mit meinem zukünftigem Chef und klärte ein paar generelle Fakten mit ihm. Zwar habe ich nicht erfahren, wie mein Stundenlohn ausfällt und wie oft ich arbeiten werde, da er plötzlich zu einem Meeting musste, aber all das wollte er mir am Samstag nach meinem Trial berichten. Was soll's zumindest habe ich den Job!!.

 

 Schon am nächsten Tag folgte mein Probearbeiten. Ich war dafür verantwortlich eine Gruppe von 25 Personen mit Tapas zu bedienen. ''That's easy'' wie Marco, mein italienischer Kollege sagen würde. Es stellte sich heraus, dass es sich bei der Reservierung um eine politische Frauenrechtsgruppe handelte, die alle 4 Wochen ihr Wahlprogramm im Restaurant abspricht. Alice Schwarzer lässt grüßen. Meine Aufgaben erledigte ich alle ganz gut, wodurch schnell feststand, dass ich den Job wirklich bekomme. Zum Wegnäschen gab es auch einiges, denn die Tapasplatten wurden fast nie leer gegessen und auf dem Weg zur Abwäsche konnte ich des Öfteren etwas stibitzen. Das Karma machte mir jedoch einen Strich durch die Rechnung, denn als ich ein Kartoffelbällchen verschlang, verbrannte ich mich dermaßen, dass ich die ganze kommende Woche wunde Stellen im Mund hatte. Mein Chef stellte sich ebenfalls als immer merkwürdiger heraus, denn nachdem ich fragte, ob er mal in Deutschland gelebt hat, weil er ja so gut Deutsch spricht, bekam ich nur als Antwort, dass er ein Naturtalent im Erlernen von Sprachen ist. Danach drehte er sich um und ging einfach, wodurch unser Gespräch bezüglich meines Gehaltes und der Arbeitszeiten auch nicht mehr zustande kam. Was ich von dem Restaurant halten sollte, war mir nicht so ganz bewusst, aber eigentlich mochte ich es schon, auch wenn es dort irgendwie etwas verrückt war. Ich weiß nicht warum, aber anscheinend ziehen mich solche Orte regelrecht an.

 

Wollt ihr wissen, wie es weitergeht und was ich noch alles in Brisbane erlebt habe? Dann freut euch schon mal auf meinen nächsten Blogartikel!

 

 

...FORTSETZUNG FOLGT...

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Kommentare: 1
  • #1

    Oma (Freitag, 04 November 2016 09:39)

    Wir haben zwar lange warten müssen ,aber es hat sich gelohnt.:-) Deine Blogs sind immer wieder erfrischend.:-)