Brisbane - ein monat im big brother haus - teil 2

So langsam kam unser Leben in geregelte Bahnen und es spielte sich ein Muster ein, wie wir unseren Tag verbrachten. Wir gingen relativ spät ins Bett, standen erst gegen Mittag wieder auf und chillten die meiste Zeit des Tages in unsrem Zimmer. Hin und wieder wagten wir uns nach draußen und erkundeten die Stadt, doch da wir nach einer Woche schon alles kannten, wussten wir teilweise nichts mit uns anzufangen. Wie schon in Cairns, hatten wir auch hier in Brisbane bestimmte Orte, zwischen denen wir regelmäßig hin und her pendelten. In Cairns waren es die Nightmarkets und die Esplanate. Hier sind es nun die City Botanic Gardens, die Shoppingstraße (Coles und Woolworth mit inbegriffen) und die wundervolle Uferpromenade in South Brisbane, an der wir des Öfteren ein leckeres BBQ an den Grillstationen machten. Wahrscheinlich denkt ihr jetzt, dass wir hier in der Stadt kaum etwas unternommen oder erlebt haben, aber nein, so kann man das nicht sagen. Passieren kann einfach immer etwas, vor allem hier in Australien! Aber dazu später mehr.

 

 Erst einmal möchte ich euch erklären, wie es mit unserer Jobsuche bzw. meiner Arbeit im Restaurant voranging. Wie schon im letzten Blogpost beschriebenen, fand ich relativ schnell meinen ersten Job und auch Franz ergatterte sich eine Stelle bei Greyhound, einem australischen Reiseunternehmen, für das er Touren entlang der Ostküste speziell für Backpacker verkauft. Sein Job brachte auch für uns ein paar Vorteile mit sich, denn jeden Dienstag erfolgte eine Karaokenacht, bei der es kostenlose Dominos Pizzen und Bier gab. Jede Woche aufs Neue gingen wir in das City Backpackers, einem Partnerhostel von Greyhound und verbrachten, zusammen mit anderen Reisenden, ein paar gemütliche Stunden auf der Dachterrasse, von welcher aus wir einen grandiosen Blick auf die nächtliche Skyline hatten. Als Backpacker nimmt man einfach alles mit, was kostenlos ist, aber das hat sich wirklich gelohnt, denn immer wieder lernten wir nette, aber zugleich total verrückte Personen kennen.

 

Für Tom und Carlotta dagegen stellte sich die Arbeitssuche als relativ schwierig heraus. Sie verteilten zwar extrem viele CV's, doch es wollte einfach keine Rückmeldung kommen. Als wir TG schon fast an die Tolga Lodge verloren hatten, meldetet sich nach fast 2 Wochen allerdings das Rydges Hotel und bescherte ihm eine Stelle als Housekeeper. Unsere Gruppe blieb also weiterhin vereint. Carlotta versuchte sich derzeit als Unterschriftensammlerin bei Greenpeace, doch schon nach wenigen Tagen wurde ihr klar, dass Fundraising der letzte Dreck ist und gab den Job wieder auf.

 

Ich für meinen Teil arbeitete weiterhin im Restaurant in der Peel Street. Zu meinen Aufgaben zählte es den Laden sauber zu halten, die Kunden zu bedienen und für den Roomservice war ich auch verantwortlich, was mir wohl bemerkt am meisten Spaß machte. Nicht ganz so leicht fiel es mir, die Australier mit ihrem komischen Akzent und all ihren Abkürzungen zu verstehen, doch nachdem ich die Speisekarte auswendig lernte und mich ein wenig mit den Weinen und Biersorten auseinandersetzte, löste sich das Problem ein wenig. Marco mein italienischer Kollege, versuchte mir alles so einfach wie möglich zu machen und war zum Glück total locker drauf. Sein ständiges ''come to the Valley'' hätte er sich allerdings sparen können! An meinen ersten Tagen machte er mit mir eine Weinverkostung, da ich ja das Sortiment kennen sollte und an den Wochenenden tranken wir auch gern mal während der Arbeitszeit ein / zwei Cocktails oder ein paar Bierchen. So macht Arbeiten doch Spaß. Das Problem an meinem Job war allerdings, dass es nie wirklich voll im Restaurant war. An manchen Tagen war sogar so wenig los, dass ich gleich wieder nach Hause geschickt wurde. Meine Arbeitszeiten waren extrem unregelmäßig und die Stundenzahl wurde immer geringer, wodurch sich meine finanzielle Lage nicht gerade verbesserte. Immer wieder versuchte ich mit Risko, meinem Chef, zu reden, doch dieser Typ schaffte es einfach jedes Mal einfach zu verschwinden oder mich mit völlig bescheuerten Aussagen aus der Fassung zu bringen. Eines Tages versuchte ich ein ernsthaftes Gespräch mit ihm zu führen, da ich endlich einen geregelten Arbeitsplan haben wollte und es mich einfach mal interessierte, wie denn mein Stundenlohn ausfällt. Risko war gerade dabei das Restaurant zu saugen und anstatt mal kurz Pause zu machen und sich ein wenig Zeit für mich zu nehmen, rannte er im Slalom um die Tische, um mir zu entkommen. Natürlich folgte ich ihm, doch mehr als ein ''komm morgen wieder, dann klären wir das'' bekam ich nicht als Antwort.

 

Am Anfang fand ich es fast noch lustig, wie Risko mit mir umging, doch nach dieser Aktion hatte ich einfach keine Lust mehr auf diesen beschissenen Job! Doch was sollte ich schon machen? Immerhin brauchte ich ja Geld und eine andere Option hatte ich nicht. Somit setzte ich meine Arbeit fort. Tag für Tag rief ich meinen Chef an und fragte, ob ich arbeiten kommen kann, denn auf dem Dienstplan stand ich ja nicht mehr, nachdem meine Zeile einfach mit Edding durchgestrichen wurde. An sich ist die Peel Street wirklich ein schönes Restaurant, doch die Organisation des Ladens geht einfach mal gar nicht.

 

Wenn man mich dann mal brauchte erschien ich immer und machte meine Arbeit fleißig. Es gefiel mir sogar, muss ich zugeben. Auf der anderen Seite sehnte ich mich jedoch nach etwas Anderem und gammelte oft nur meine Zeit ab, bis ich gehen durfte. Ich begann erneut CV's zu verteilen und beschloss zusammen mit Carlotta nach Farmwork in der Umgebung zu schauen, was sich jedoch als relativ schwierig herausstellte, denn niemand meldete sich auf unsere Bewerbungen. Zum Teil bekamen wir Zusagen für Fruit Picking Jobs. In einem verranzten Wohnwagen zu pennen und eine Tonne Zwiebeln pro Tag zu sammeln, mit Bezahlung per bin, kamen jedoch für uns nicht in Frage. Die Suche ging also weiter.

 

Einen Monat lang bestand unser Alltag aus schlafen, herumgammeln, einkaufen und arbeiten, wobei man sagen muss, dass es immer wieder eine Überraschung war, was auf mich wartete, nachdem ich gegen 22 Uhr von der Arbeit nach ''Hause'' kam. Manchmal lagen alle ganz normal auf ihren Plätzen und chillten, doch an anderen Tagen wurde ich mit lauter Assi Musik begrüßt und Charlette und TG wrestelten einfach mal in meinem Bett. Es war relativ normal, dass ich nach der Arbeit manchmal direkt zum Spielplatz in den City Botanic Gardens lief, wo die Anderen mit Goon auf mich warteten und wir auch mal auf dumme Ideen kamen. Wir wetteten, wer nach 20 Mal im Kreis drehen schneller um den Spielplatz laufen kann. Nach guten 10 Sekunden war die Sache jedoch entschieden, da ich nach einem Schritt im Sand landete. Der Pitcher Bier ging damit auf mich, Wettschulden sind halt Ehrenschulden. Mal wieder war einfach alles möglich. Dieses Motto bestätigte sich die ganze Zeit über hier in Brisbane, denn überall und wirklich jederzeit konnte alles passieren! Hier mal ein paar Beispiele:
Gleich an unserem ersten Abend in Brisbane liefen wir ein wenig durch die Gegend, um erste Eindrücke zu sammeln und hörten auf einmal tausende kreischende Mädels und laute Musik. Total unerwartet gerieten wir in ein 5 Seconds Of Summer Konzert. Wenige Tage später war auch Ellie Goulding in der Stadt, was wir uns natürlich nicht entgehen ließen. Wir saßen hinter dem Konzertgelände, hörten ihre Lieder an und kletterten auf Zäune, um auch mal einen Blick auf die Bühne zu werfen. Das war schon ziemlich in Ordnung.
Ein anderes Mal wollten wir einfach nur zum Abendessen in die Down Under Bar gehen, um uns den Burger & Beer Deal für $10 zu gönnen. Allerdings war im Restaurant kein Sitzplatz mehr frei, wodurch wir in den Club im Keller geschickt wurden. Kaum hatten wir unsere Burger vernascht, hatten Tom und Franz auch schon Frauenkleider an. Wie gesagt, es kann einfach alles passieren. Total ungewollt gerieten wir in die Ladys Night Party hinein, die Jungs machten bei grenzwertigen Spielen mit und wir feierten die ganze Nacht durch. Olivia Jones, der Indianer, die Katze machten den Abend einfach unvergesslich.

 

In unserem Big Brother Haus änderte sich auch einiges, denn mit der Zeit kam immer mehr Inventar dazu. Eine neue bzw. entwendete Luftmatratze, ein NIVEA Wasserball, Tennisbälle, ein Fön und ein Ventilator gehörten nun uns. Dazu muss man sagen, dass wir die Sachen nicht direkt klauten, sondern sie eher vor dem Sperrmüll bewahrten. Trotz allem war uns immer noch häufig langweilig und wir schmiedeten mal wieder komplett verrückte Pläne. Wir wollten einen Beamer und Lautsprecher kaufen, um Filme und Serien zu schauen, doch leider fanden wir nichts billiges. Plan B entstand dann auch recht spontan, denn von heute auf morgen kauften wir ein Monopoly Brettspiel und vertrieben uns somit die Zeit mit nächtlichen Monopoly Runden. Im Kreis saßen wir in der Mitte unseres Zimmers. Ein Anblick der goldwert war. Leider hatte unser Zimmer es nicht immer leicht mit uns, denn mit der Zeit kamen ein paar Goonflecken auf dem Boden dazu und ein Loch in der Wand verursachten wir auch, welches wir provisorisch mit einem weißen Zettel abklebten. Fällt bestimmt nicht auf, hoffen wir zumindest.
An den Wochenenden kauften wir uns regelmäßig WLAN und schauten uns die Bundesligakonferenz an. Wir schoben unsere Betten zusammen und schauten zu 3. auf den kleinen Bildschirm des iPads. In Australien lernt man wirklich zu improvisieren. Somit konnte ich das Derby gucken, auch wenn es ja leider nicht so ausgefallen ist, wie ich es mir erhofft habe. Wenn ich schon bis um halb 5 morgens wach bleibe, kann man ja auch schon mal gewinnen, aber egal, es tat trotzdem gut mal wieder Fußball zu gucken.
Ein Highlight unseres Aufenthaltes in Brisbane war der täglich wiederkehrende Näschhunger. Meistens trat er ganz unerwartet gegen 22 Uhr auf. Zunächst befiel er nur einen von uns, doch binnen weniger Minuten breitete er sich über die ganze Gruppe aus und machte uns das Leben schwer. Manchmal genügte es, wenn wir ein wenig Obst näschten, doch es gab auch Tage, da musste mehr her. Leider landeten wir viel zu oft bei Mecces oder aßen die viel zu ungesunden Muffins. Doch was soll man schon machen, gegen den  Näschhunger hat man einfach keine Chance.

 

Das waren also meine letzten 4 Wochen in Brisbane. Insgesamt kann ich sagen, dass ich in einer wunderschönen Stadt leben durfte und wir eine echt gute Zeit hatten, auch wenn wir streckenweise nicht viel gemacht haben. Das Big Brother Haus wurde zu unserem Rückzugsort und Zuhause zugleich und natürlich machten wir mal wieder Bekanntschaft mit komplett verrückten Leuten. Um ehrlich zu sein, bin ich nun bereit wieder weiter zu reisen, doch der Plan bleibt bestehen, dass wir bis Mitte Dezember arbeiten. Die Frage ist nur wo genau das sein wird? Bleiben wir in Brisbane? Setze ich meinen Job im Restaurant fort oder landen Carlotta und ich bald irgendwo im Nirgendwo auf einer Farm? Mal wieder habe ich keinen blassen Schimmer, wie es weiter geht.

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