na dann war's das halt

Nach 69 unglaublich geilen Tagen trennen sich unsere Wege nun. 2 Monate lang reisten Tom, Carlotta, Franz und ich gemeinsam die halbe Ostküste Australiens hinunter, versenkten einen 4WD, gerieten durch Zufall in die kuriosesten Situationen hinein, lebten 4 Wochen lang im Big Brother Haus, welches wir wohl bemerkt ein wenig zerstört haben, und hatten insgesamt einfach jede Menge Spaß. Zum Glück ist die Ära ''Absolut Geisteskrank'' noch nicht beendet, denn es handelt sich in unserem Fall um keine Scheidung, sondern eher um eine Trennung auf Zeit. Die Fugen machen einen Abflug, aber glaubt mir, uns wird man nicht so einfach los. Wir kommen zurück!

Unsere Pläne haben sich mal wieder geändert, denn Carlotta und ich haben, nach langem Suchen, ein Jobangebot bekommen. Vor ein paar Tagen sahen wir eine Anzeige auf Facebook, dass auf einem Reiterhof, welcher nur 50km entfernt von Brisbane liegt, neue Leute gesucht werden, die generelle Aufgaben auf dem Hof übernehmen sollen. Zwar gibt es keine Bezahlung nach Stunden, doch im Gegenzug für die getane Arbeit wird eine kostenlose Unterkunft sowie Essen zur Verfugung gestellt und jede Woche bekommt man ein wenig Taschengeld. Klar, werden wir durch diesen Job nicht gerade reich und unsere Reisekasse wird sich auch nicht extrem füllen, doch auf der anderen Seite haben wir für einen gewissen Zeitraum keine Ausgaben, was ja auch schon mal positiv ist. Wir schrieben den Besitzer des Hofes am Montag an und schon wenige Stunden später bekamen wir eine Antwort, dass wir die Stelle sicher haben. So schnell kann es gehen. Glaubt jetzt aber bitte nicht, dass es leicht für uns war, einen Job zu finden. Seit einem Monat verteilten wir CV's, schrieben dutzende Farmen in der Umgebung an und waren schon so weit, dass wir in ein Working Hostel gezogen wären. Ich für meinen Teil hatte sogar ein Treffen mit einer Au Pair Familie. Zum Glück hat sich Helen danach jedoch nicht mehr gemeldet. An sich war sie eine nette Frau, doch leider ist ihr Karriere anscheinend wichtiger als ihre Kinder und bin einfach nicht dafür verantwortlich, ihre Mutterrolle zu übernehmen, nur weil sie keine Zeit für die Mädchen hat.

 

Wie dem auch sei, wir haben ja jetzt Arbeit gefunden. Am Mittwoch geht es schon los. Uns bleiben also nur noch zwei gemeinsame Tage mit den Jungs. Zum Abendessen gingen wir in die Down Under Bar. Ein Abschiedsessen musste einfach sein. Genau wie an meinem ersten Tag in Brisbane aß ich einen Veggie Burger und trank Apple Cider, ein total leckeres australisches Apfelbier. Wie immer schmeckte es sehr gut, doch so langsam realisierten wir, dass sich unsere Gruppe bald auflöst. Wie bei einer richtigen Scheidung planten wir, was wir mit unseren gemeinsamen Sachen anstellen werden. Da die Kosten für einen Richter zu hoch waren, beschlossen wir eine Tombola zu veranstalten. Zu vergeben waren ein geklauter Topf plus Besteck aus dem Nomads in Cairns, ein Gummigehirn, eine Luftpumpe, ein Monopoly Brettspiel und ein Fön, auf den ich Anspruch nahm, immerhin hat Tom ihn mir ja geschenkt. Bis zur Verlosung ließen wir uns noch ein bisschen Bedenkzeit, denn nach dem Essen gingen wir zunächst in die City Botanic Gardens und schaukelten ein letztes Mal auf dem Spielplatz. Das ist halt so'n bissl das, was wir brauchen!

 

Am Dienstag verbrachten wir den Tag relativ normal. Wir standen spät auf, schlenderten die Queens Street entlang, machten ein paar wichtige Besorgungen, bezogen auf die Farmarbeit und um 16 Uhr machte ich mich das letzte Mal auf in mein Restaurant. Die Arbeit war, wie immer, total langweilig, denn es kamen erneut keine Kunden, wodurch ich nichts zu tun hatte. Um 20 Uhr schlossen Peter und ich den Laden und ich ging mit einem breiten Grinsen durch die Tür. Bestes Gefühl einfach! Noch wusste keiner von meinen Kollegen, dass ich nie wieder einen Fuß in diesen Saftladen setzen werde, doch bevor ich mein Gehalt nicht bekomme, konnte ich halt nichts sagen. Das wäre viel zu riskant gewesen, immerhin hatte ich nicht einmal einen Arbeitsvertrag. Ein wenig befriedigte es mich, es Risko ein wenig heimzuzahlen und ihn nun einfach hängen zu lassen. So wie er mit mir immer umging, hatte er das nicht anders verdient.
Auf direktem Wege machte ich mich auf ins City Backpackers, wo die Anderen schon mit kostenlosem Bier auf mich warteten. Dank der Karaoke Nacht von Greyhound hatten wir einen wirklich guten Abend, wodurch unsere Zeit in Brisbane einen würdigen Abschluss fand, vor allem auf der kleinen Dachterrasse. Anschließend kehrten wir in unser Zimmer zurück und es folgte die letzte Nacht in unserem geliebten Big Brother Haus. Auch nach einem Monat habe ich mich noch nicht an die stickige Luft und den Lärm aus der Down Under bar gewöhnt, doch ich weiß schon jetzt, dass ich diesen Ort, und vor allem seine Bewohner, in den nächsten Wochen extrem vermissen werde. Wie immer gingen Franz und ich zusammen Zähne putzen und hörten uns den Klang des Spotttölpels an, welcher beim Aufmachen der Toilette entstand. Leider schwächte sein Ruf immer weiter ab. Anscheinend merkte auch der Spotttölpel, dass unsere gemeinsame Zeit bald ein Ende hat oder wer weiß, vielleicht ist auch einfach der letzte Tribut gefallen.

 

Nun war es so weit. Der Kalender zeigte Mittwoch, den 09. November 2016 an. Der Tag, an dem sich unsere Gruppe trennte, da Carlotta und ich nach Biddaddaba aufbrachen. Wir verabschiedeten uns von Tom und Franz und checkten schweren Herzens aus. Bye bye home sweet home! Eigentlich vermutete ich, dass ich mich freue, wenn ich weiter reise und auf die Arbeit mit den Pferden war ich auch gespannt, doch Brisbane zu verlassen, fiel mir schwerer als gedacht. Es fühlte sich total komisch an zu gehen. Am liebsten wäre ich geblieben, aber dafür war es nun zu spät, denn schon schon saß ich mit meinem vollgestopften Backpack im Bus und sah die Stadt an mir vorbeiziehen. Na dann war's das halt. Der einzige Lichtblick in diesem Moment war die Tatsache, dass wir uns alle Mitte Dezember wieder treffen werden. Richtig gute Sachen sind in Planung. Um was es sich genau handelt, verrate ich euch allerdings erst später.

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Kommentare: 2
  • #1

    Oma (Donnerstag, 17 November 2016 14:30)

    Wir hoffen ihr lernt auf dem Reiterhof auch wieder nette Leute kennen und könnt neue Erfahrungen sammeln.

  • #2

    Tante Marita (Donnerstag, 24 November 2016 16:36)

    Ich wünsche Dir eine gute Zeit auf dem Reiterhof und hoffe für dich, dass du auch dort nette Leute an trifst.