fraser island - normal kann jeder

Es war so weit. Nach mehr als 2 Monaten in Brisbane setzten wir unsere Reise am 16. Dezember 2016 fort. Unser Ziel war die größte Sandinsel der Welt und ein absolutes Highlight der Ostküste. Gemeinsam mit Tom, Franz, Carlotta und Tiran mietete ich einen 4 Wheel Drive und wir machten uns auf nach Fraser Island.

Uns fehlten noch einige Campingutensilien. Somit mussten wir zunächst in einem Shopping Center einkehren. Bei Coles kauften wir all unser Essen ein, was dank Carlotta und Tom die reinste Meisterleistung war. Bei K-Mart besorgten wir uns eine Taschenlampe, die nicht funktionierte, einen Benzinkanister, mit dem es noch einige Probleme geben sollte, einen Gaskocher, den wir nicht anbekamen und eine Kühlbox, die wohl bemerkt astrein funktionierte. Den letzten Stop legten wir im BWS (Beer-Wine-Spirits) ein, denn ein wenig Alkohol gehört zu einem Road Trip einfach dazu. Alles in allem ließen wir uns beim Einkaufen viel zu viel Zeit und kamen nicht zu Potte. Das wurde uns schließlich zum Verhängnis, da um 17:00Uhr die letzte Fähre von Rainbow Beach ablegte und wir von dort ganze 3 Fahrstunden entfernt waren. Gegen 14:30Uhr realisierten wir, dass unsere Planung mal wieder nicht die beste war und wir es heute nicht mehr auf die Insel schaffen werden. Da kotzt du doch nur ab! Aber wie heißt es gleich so schön? Erstmal ruhig bleiben!

 

Wir beschlossen nach Noosa zu fahren, uns ein wenig die Sunshine Coast anzuschauen und in Gympie was zu essen. Die Zeit mussten wir halt irgendwie rum bekommen. In Gympie betankten wir unseren übertrieben geilen Toyota Hillux und füllten auch den 20 Liter Benzinkanister auf, den wir als Sicherheit mitnahmen, da wir wussten, dass es auf Fraser keine Tankstellen gibt. Safety first. Die Nacht verbrachten wir auf einem Campingplatz an einem Highway zwischen Gympie und Rainbow Beach, welchen wir schon von unserem letzten Road Trip kannten. Es war schön wieder an einem Ort zu sein, den man schon kennt. Alles war beim Alten, sogar der Gestank der Hühner war noch vorhanden. Doch dieses Mal kam noch ein anderer Geruch dazu, den wir erst nicht einordnen konnten. Leider wurde uns schnell bewusst, dass dieser Geruch aus unserem Kofferraum kam.

 

Ein Blick hinein bewies, dass unser Benzinkanister umgekippt ist und somit der komplette Boden mit einer dicken Dieselschicht überzogen war. Da kotzt du doch nur ab! Wir räumten unsere Sachen komplett aus und versuchten alles so gut wie möglich zu reinigen. Das Essen und ein paar kleine Rucksäcke überlebten den Zwischenfall nicht. Trotzdem hatten wir Glück im Unglück. Hätte es einen von den Backpacks getroffen, wäre alles weg gewesen, was wir haben.

Schnell kam die Frage auf, warum eigentlich immer uns so etwas passieren muss? Ist es Zufall, Karma oder einfach nur Pech? Wie dem auch sei, auf diese Aktion hätten wir gut und gern verzichten können. Aber man muss es auch mal positiv sehen. Das Auto war zwar nun die reinste Explosionsquelle, doch zumindest verursachten wir dieses Mal keinen Totalschaden.

 

Mit einem Tag Verspätung erreichten wir schließlich am frühen Nachmittag des 17. Dezembers Fraser Island. Der erste Eindruck war der absolute Wahnsinn. Ein elendig langer Strand, weißer Sand und der Blick auf den Ozean waren einfach wunderschön. Dazu kam, dass wir mit unserem Hillux den Strand entlang heizten, was einfach nur mega geil war.

 

Eine gute Stunde fuhren wir die Küste entlang und sprangen mit unserem Auto regelrecht über die Dünen. Das macht schon Spaß, kann ich euch sagen. Wir waren auf dem Weg zur Central Station, einem Campground im Zentrum der Insel. Laut der Karte, die wir im Informationscenter bekamen, sollten wir diesen über den Central Lakes Scenic Drive, einer 27km langen 4WD Strecke, erreichen. Gutgläubig nahmen wir diesen Weg, doch schnell erkannten wir, dass der Track eine Nummer zu hoch für uns war. Uns blieb nichts anderes über, als umzudrehen, was sich ebenfalls als relativ schwierig bewies, da wir nicht allzu viel Platz zum Drehen hatten.

Es stellte sich heraus, dass es einen leichteren Weg gab, der wohl bemerkt auf unserer Karte als Wanderweg eingezeichnet war. Beim zweiten Anlauf erreichten wir unbeschadet das Camp. Im Schatten der Bäume schlugen wir unsere Zelte auf und erkannten, dass es bei Weitem schlechtere Orte zum Campen gibt. Um ehrlich zu sein, war es der beste Ort, an dem wir bis jetzt übernachtet haben. Wir hatten sogar einen eigenen Holztisch an unserem Stellplatz. Ein gemütlicher Abend war somit vorprogrammiert.

Nachdem wir alles aufgebaut hatten, fuhren wir zum Lake Birrabeen. Das war die beste Entscheidung des Tages, denn an diesem See war einfach kein Mensch, außer meine Freunde und ich. Wir hatten die ganze Umgebung für uns allein, badeten und chillten ein wenig in der Sonne. Es war gut mal wieder an einem See zu sein. Normalerweise mag ich das Meer lieber, doch nach 3 Monaten in Australien ist der Blick aufs Meer für mich zur Normalität geworden, was nicht bedeutet, dass ich es nicht mehr mag, doch es ist einfach nicht mehr so besonders, wie früher. Der Lake Birrabeen war somit endlich mal wieder etwas komplett Neues und ein wenig kam es mir dort vor, wie im Paradies.

 

Den 3. Tag unseres Road Trips verbrachten wir ganz entspannt am Lake Mckenzie. Dieser See im Inland von Fraser Island besteht zu 100% aus Regenwasser und ist für seine absolute Schönheit bekannt. Unbeschwert lagen wir mehrere Stunden in der Sonne und genossen den Moment. Was will man mehr? Zwischendurch schaute ein kleiner Baby Dingo am Strand vorbei und riss alle Blicke auf sich. Wie süß der kleine Kerl doch war, aber die Angst vor Menschen kannte er nicht.

Mal wieder wurde mir bewusst, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben, Fraser allein zu erkunden. Es ist viel besser selbst entscheiden zu können, was man wann, und wie lange macht und vor allem auch mit wem. Bei einer gebuchten Tour rennt man gemeinsam mit tausend Leuten die Attraktionen nur ab und hat gar keine Zeit die Orte richtig zu betrachten. Diese Massenabfertigung ist einfach nichts für mich. Zum Glück habe ich 4 wundervolle Personen gefunden, die genau so denken, wie ich.

 

Außerdem ist es ein totales Abenteuer, Fraser auf eigene Faust zu befahren. Jederzeit kann alles passieren, egal ob gut oder schlecht. Auf dem Weg zum Strand passierten wir eine Sandstrecke und merkten, dass estwas mit unserem Auto nicht stimmte. Nicht, dass das ausgelaufene Benzin nicht schon genug gewesen wäre, ist nun auch noch einer unserer Reifen platt. Der liebe Gott (oder wer auch immer) meinte es wirklich nicht gut mit uns. Wir versuchten den Reifen aufzupumpen, doch da unsere Motorhaube nicht mehr aufging, konnten wir den Kompressor nicht benutzen. Ein paar nette Austalier boten uns ihre Hilfe an und stellten uns ihr Auto zur Verfügung. Innerhalb weniger Minuten war der Reifen wieder perfekt aufgepumpft. Auch das ist etwas, was ich an Australien so liebe, die Hilfsbereitschaft der Menschen.

 

Wir setzten unsere Fahrt fort und preschten mit bester Laune am Strand entlang. Dabei hörten wir Weihnachtslieder, was zwar mega witzig war, doch einfach nicht zum Wetter passte. Auf dem Weg zum nächsten Campground kamen wir am Maheno Shipwreck vorbei. Das ist das Wrack eines Luxusliners, welcher in Jahr 1935 infolge eines Zyklons auf Grunf lief. Es sah mystisch aus, wie die verrosteten alten Teile dort am Strand lagen und die Wellen sie umspülten. Ein Anblick der mich faszinierte. '

 

'Denn ein Wrack ist ein Ort, an dem ein Schatz schlummert.''

In der folgenden Nacht warteten erneut ein paar Komplikationen auf uns. Normalerweise halte ich nicht viel von Wettervorhersagen, doch dieses Mal hatten die Medien tatsächlich recht. Wie prognostiziert, regnete es die ganze Nacht durch. Da kotzt du doch nur ab! Für perfekt ausgestattete Camper ist das bei weitem kein Problem, doch dank unserer billigen K-Mart Zelte waren wir von ''perfekt ausgestattet'' meilenweit entfernt. Die Regentropfen prallten mit voller Wucht auf die Zeltplane und gaben mir das Gefühl, dass das Zelt jede Sekunde einbricht und das gesamte Wasser sturzartig ins Innere gelangt. Insgeheim wartete jeder von uns darauf, wer als erstes den Rückzug ins Auto antritt. Dazu kam es jedoch nicht, was wahrscheinlich unserer Faulheit geschuldet war. Stunde für Stunde lagen wir wach und hofften, dass diese Tortur bald ein Ende hat. An dieser Stelle muss ich mal betonen, wie Stolz wir doch auf unsere Zelte waren. Sie haben es tatsächlich überlebt. Zwar war es schon etwas nass von Innen, doch immerhin ist es nicht eingebrochen. 1:0 für K-Mart.

 

Einpacken konnten wir unsere Zelte aufgrund der Nässe am Morgen erst einmal nicht. Wir beschlossen sie ein paar Stunden stehen zu lassen und währenddessen ein wenig die Umgebung zu erkunden. In der warmen Morgensonne machten wir einen kleinen Walk und erklommen den Indian Head. Von der Spitze des Felsens hatte man eine fantastische Aussicht auf die umliegenden Küstenstreifen. Ich könnte mir keinen besseren Start in den Tag vorstellen.

 

Den Rest des Vormittags hielten wir uns am Strand auf. Wir aßen Frühstück auf der Motorhaube unseres Hillux, saßen im Sand, schrieben Tagebuch und kletterten auf das Dach des Autos. Vielleicht hört sich das für euch relativ langweilig an, doch für uns war es auch mal schön einfach zu entspannen. Meine Haut fand das jedoch nicht so gut. Sonnenbrand lässt grüßen.

 

Zurück im Camp packten wir all unsere Sachen zusammen und räumten ganz entspannt das Auto auf. Auch das muss mal sein. Danach folgte eine kleine Sightseeing Tour entlang der Insel. Das absolute Highlight des Tages war der Lake Wabby, ein See, in dem kleine Fische willig unsere Hautschuppen vernaschten. Promis geben dafür viel Geld in teuren Beautysalons aus, wir bekommen es gratis in der freien Natur. So muss es sein. Auf der anderen Seite wurde uns bewusst, wie Vielseitig  Fraser doch ist. Zum Lake Wabby gelangt man, indem man einen 45 minütigen Fußmarsch aus sich nimmt, bei welchem man gefühlt 1000 verschiedene Vegetationen durchläuft. Man beginnt am Strand, durchquert anschließend den Regenwald und kommt kommt urplötzlich an einer riesigen Sanddüne an, die aussieht wie eine Wüstenlandschaft. Sofort dachte ich an meinen Urlaub in Ägypten zurück. Würde man die Bäume am Rand der Düne nicht sehen, könnte man denken, man steht in der Sahara.

 

Mit vielen neuen Eindrücken im Gepäck machten wir uns auf den Rückweg in die Central Station. Ein letztes Mal stellten wir unsere Zelte auf, pumpten die Luftmatratzen auf und kochten Spaghetti mit Pesto. Ein Ablauf, der schon fast von selbst ging. Da wir am nächsten Tag zurück in die Zivilisation fuhren, beschlossen wir uns eine Dusche für $4 zu gönnen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie schön es ist, nach 4 Tagen das erste Mal wieder richtig zu duschen und sich die Haare zu waschen. Probleme, die ich in Deutschland nicht kannte.

 

Das waren unsere 5 Tage auf Fraser Island. Die Zeit war unfassbar toll und ein Abenteuer pur. Mal wieder durfte ich mit eigenen Augen sehen, in was für einer wundervollen Welt wir doch leben. Es gibt Orte, da fühlt man sich einfach, wie im Paradies. Fraser ist einer davon. Andererseits wurde mir bewusst, dass Menschen einfach nicht dazu in der Lage sind, mit der Natur umzugehen. Natürlich ist es super geil mit einem riesigen 4WD am Strand entlang zu brettern und ich will die Tage auch nicht missen, doch wenn ich all die toten Schildkröten am Strand liegen sehe, die den Weg zur Eiablage nicht geschafft haben, weil tausende Touristen ihr Gebiet beanspruchen, frage ich mich, ob es das Wert ist. Anscheinend hat alles im Leben 2 Seiten. Trotzdem war Fraser Island natürlich wunderschön und ich kann zu 100% behaupten, dass ich mich absolut in diese Sandinsel verliebt habe. Australien, du bist einfach umwerfend!

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Kommentare: 3
  • #1

    Dorfeltern Papa/Mama (Sonntag, 01 Januar 2017 13:16)

    Tolle Insel

  • #2

    Oma (Sonntag, 01 Januar 2017 15:41)

    Schön,dass wir durch deinen tollen Blog diese paradiesische Insel kennen lernen konnten.Hab weiterhin deinen Blick für die Schönheit der Natur. :-):-)

  • #3

    M. (Montag, 09 Januar 2017 10:06)

    Liebe Franzi, es ist unglaublich wieviele wunderbaren Dinge du erlebst und wie schön die Natur dort ist.
    Freue mich, dass deine Weihnachtszeit so besonders war.
    Wünsche dir für das neue Jahr wieder viele Begegnungen mit tollen Menschen (und natürlich auch mit Feen) und weiterhin unvergessliche Erlebnisse im fernen Australien.