der schlüssel steckt

Ich könnte jetzt einen elendig langen Text darüber schreiben, wie 4 normale Backpacker einen stinknormalen Road Trip von Brisbane nach Sydney machen. Ich könnte ebenfalls einen Artikel verfassen, der beschreibt, wie der Tagesablauf der stinknormalen Backpacker aussieht und welche wundervollen Orte sie besuchen. Aber nein, das geht absolut nicht, denn 1. sind wir keine stinknormalen Backpacker und 2. sind auch unsere Roadtrips alles andere als normal. Ein 08/15 Blogpost ist somit keine Option.

Noch vor wenigen Wochen war Weihnachten, die Zeit der Märchen und Geschichten. Dem Anlass entsprechend, möchte ich euch eine Geschichte aus dem fernen Australien erzählen. Die Geschichte handelt vom Reisen, vom Glück sowie Pech und davon, was es heißt dankbar zu sein. Viel Spaß beim Lesen!

 

Es waren einmal 4 junge Menschen, die auf die dumme Idee kamen, ein Auto bei der billigsten Autovermittlung in ganz Australien zu mieten. Das Gefährt, das sie erhielten, war ein alter bunt lackierter Ford Laser, welcher allerhand Macken zu bieten hatte. Voll laser halt. Doch wie sollten sie mit einer solchen Schrottkarre die Strecke Brisbane – Sydney meistern? Den 4 Backpackern blieb nichts anderes übrig und somit traten sie am 20.12.2016 ihre Reise von 621 Meilen mit dem Wicked Camper an, welchen sie liebevoll ''Krücke'' nannten.

 

Die gute Krücke brachte die Reisenden zwar zunächst überall hin, doch circa alle 10 Minuten setzte das Auto auf bzw. stießen die Räder gegen den Radkasten. Ob das dem Auto an sich oder dem viel zu schweren Gepäck geschuldet war, konnte keiner so genau sagen. Jedes Mal hörte es sich so an, als würde der komplette Unterboden aufreißen. Die 4 Backpacker fanden das nicht ganz so genial.

 

Das Glück meinte es nicht gut mit ihnen, doch als kleine Entschädigung für die Schrottkarre, zauberte eine gute Fee namens Wiki Camps die jungen Leute am 2. Tag ihrer Reise ins Paradies. Völlig unerwartet erreichten sie einen Campground an einem wunderschönen See, welcher von Bergen umringt war. Solch einen tollen Ort findet man nicht oft. Mitten in der Natur durften sie eine Nacht an diesem zauberhaften Platz verbringen. Die Aussicht war traumhaft schön. Am Abend herrschten um den kompletten See herum viele Gewitter, doch wie durch Zauberhand blieb es an dem Ort der Backpacker trocken. Sie genossen die Stille, aßen und tranken gemütlich zusammen und beobachteten die Blitze in der Ferne.

Am nächsten Tag erkundeten sie einen National Park nahe der Gold Coast. Untypischer Weise war es arsch kalt und extrem nebelig. Auch das gibt es in Australien. Das Highlight des Springbrook National Parks ist der Best of all Lookout. Von diesem aus kann man auf die umliegenden Städte und sogar in die Zukunft schauen, denn der benachbarten Bundesstaat New South Wales ist Queensland eine Stunde voraus, da dort im Sommer die Uhr eine Stunde vor gestellt wird.

 

Die Backpacker freuten sich auf die Aussicht am Lookout, doch mal wieder kam es anders, als gedacht. Anstelle von Byron Bay, Surfers oder der Gold Coast sahen sie nur eine riesige weiße Wolke, in der sie wohl bemerkt auch standen. Die Aussicht war symbolisch für ihre Zukunft. Einfach ungewiss.

 

Die Backpacker lebten in einer ganz verrückten Welt, voller Abenteuer, Zufälle und Missgeschicke. Normal ging bei ihnen einfach nicht. Das zeigte sich auch am 23. Dezember.

 

Das Ereignis geschah an einer Straße im niedlichen Ort Byron Bay. Die Gruppe machte sich bereit zur Weiterfahrt, denn bis zum Weihnachtstag wollten sie in Coffs Harbour sein. Beim Versuch die Krücke zu Starten brach jedoch der Schlüssel im Zündschloss ab und machte eine Weiterfahrt unmöglich. Stundenlang versuchten sie das Problem zu fixen, doch keine Chance. Der Schlüssel steckte und die Pannenhilfe hatte keine Zeit.

 

Da standen sie also. 4 Backpacker und ein nicht funktionstüchtiger Ford Laser. So langsam rückte die Nacht heran und die Frage kam auf, wo die 4 schlafen sollten? Erneut kam die gute Fee zur Hilfe. Dieses Mal in der Gestalt von BJ, einer alten Dame, die ihnen anbot, in ihrem Garten zu zelten. Sie sagte: ''Selbstverständlich nehme ich euch auf! Ich würde mir wünschen, dass meine Kinder in solch einer Situation auch Hilfe bekommen.''. Dieser Satz wird den Backpackern immer in Erinnerung bleiben.

 

Weihnachtswunder geschehen immer wieder, auch das wurde ihnen in dieser Nacht bewusst. Es ist schwierig fernab von Deutschland Weihnachtsgefühle zu entwickeln, denn bei 30°C und Sonnenschein, ist vom Christkind eher wenig zu merken. Trotzdem rührte BJ's Gastfreundschaft sie zu Herzen und bewies ihnen, was es für tolle Menschen auf der Welt gibt. Und darum geht es doch an Weihnachten. Man soll mit Menschen zusammen sein, die man liebt, egal ob sie zur Familie gehören oder nicht. Danke BJ und Mann! Ihr habt den wahrscheinlich verrücktesten  Backpackern auf der ganzen Welt das Fest gerettet und es zu etwas ganz Besonderem gemacht.

 

24. Dezember - MERRY CHRISTMAS!

 

''Tom, Toom, Tooom, Tooooooom!!! Stand up!! Someone repairs your car!'' Auf diese Art und Weise an Weihnachten geweckt zu werden, war auch mal ganz was Neues. Die Gruppe wachte  langsam auf und nach und nach realisierten sie, was geschehen war. Irgendein Fremder war am frühen morgen dabei, das Auto zu reparieren. Davon wusste jedoch niemand etwas. Vielleicht war erneut die gute Fee im Einsatz, vielleicht aber auch der Weihnachtsmann. Wie dem auch sei, das Auto wurde auf magische Weise repariert und war nun bereit zur Weiterfahrt. Das war ein perfekter Start in den Tag.

 

Die Gruppe setzte ihre Reise fort und kam zum Glück rechtzeitig am Weihnachtstag in Coffs Harbour an. Schon vor mehreren Wochen mieteten sie dort einen bezahlten Campingsplatz. An Weihnachten darf man sich ja ruhig mal was gönnen. Zur Feier des Tages fuhren die armen Backpacker in ein richtig schickes Restaurant. Sie aßen extrem leckere Sachen und ließen es sich mal richtig gut gehen. Seit 4 Monaten hatte keiner von ihnen so ein leckeres Essen gehabt. Eine weiter Lektion, die man auf Reisen erhält. Man lernt Sachen zu schätzen, die in Deutschland für einen ganz verständlich waren.

 

Weihnachten im Ausland zu verbringen, ist immer eine komische Situation, doch die Gruppe machte das Beste draus. Und wer kann schon von sich behaupten an Weihnachten im Garten bei fremden Leuten zu zelten, mit Weihnachtsmützen am östlichsten Punkt Australiens zu stehen, in einem Restaurant einen Nachtisch zu verspeisen, der genau so viel kostete, wie das Zelt, in dem sie schliefen und am Abend am Strand unterm Sternenhimmel zu sitzen. Ja, das war einmalig.

 

Die letzten Tage des Roadtrips verliefen ohne weitere Komplikationen. Tag für Tag schauten sich die Freunde Städte am Meer an, wanderten in National Parks umher, machten einen Surfkurs und wussten einfach, dass sie genau das Richtige taten. Sie waren glücklich und hatten eine unfassbar tolle Zeit zusammen.

 

Das Ende des Roadtrips stellte leider auch das Ende der Gruppe dar, denn in Sydney am Flughafen trennten sich ihre Wege. Was bleiben sind die Erinnerungen. Insgesamt waren es 4 Monate, auf den Tag genau. 4 Monate voller Abenteuer, Unglücke und verrückter Aktionen. Aus 4 Backpackern wurden Travelmates und aus Travelmates wurden Freunde.

 

Das war die Geschichte von 4 unfassbar tollen Menschen, die sich dank einem Aborigine gefunden haben, ein Auto versenkten und tausende Kilometer gemeinsam reisten. Wenn ihr jetzt denkt, dass das das Ende der Geschichte ist, liegt ihr eindeutig falsch. So wie es begonnen hat, muss es auch enden – vollkommen verrückt!

 

Am letzten Tag ihrer Reise hatten die Backpacker mal wieder ein kleines Problem. Um Sydney herum gab es einfach keine Campgrounds, die man mit einem normalen Auto erreichen konnte. Entweder musste man mit einem Kanu fahren oder kilometerweit laufen. Das war keine Option. Zum 3. Mal stand die Gruppe ohne Schlafplatz da.

 

Doch Australien wäre nicht Australien, wenn es nicht immer einen Ausweg geben würde. Mal wieder kam eine gute Fee zu Hilfe. Dank weltweiter Verflechtungen, stellte sich nämlich heraus, dass Franzis Opas Schulfreundins Tochter zufälligerweise in Sydney wohnt und den Backpackern ihre Wohnstube zur Verfügung stellt.

 

Die letzte gemeinsame Nacht verbrachte die Gruppe also mal wider bei fremden Leuten in der Wohnstube. Ein gelungener Abschluss. Normal kann ja jeder. So sind wir halt. Und das ist auch gut so.

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Kommentare: 4
  • #1

    Oma (Sonntag, 08 Januar 2017 11:41)

    Dein Märchen gefällt mir.Besonders die liebenswürdigen Menschen,die in der Not für euch da sind.Ich würde mir wünchen,dass auch in Deutschland der Mensch mehr zählen würde als das Geld. Behalte diese Erinnerungen immer in deinem Herzen.

  • #2

    Dorfeltern Papa/Mama (Sonntag, 08 Januar 2017 12:59)

    Wir sind so stolz auf Dich�Toll,dass Du so liebe nette Leute kennen lernen darfst.Viel Spaß bei der nächsten Tour.��

  • #3

    M. (Montag, 09 Januar 2017 09:53)

    Liebe Franzi, es ist einfach wunderbar deinen Blog zu lesen. Unglaublich, was ihr alles erlebt und seht in der Natur.
    Wünsche dir/euch auch im neuen Jahr viele Begegnungen mit tollen Menschen (und natürlich auch mit guten Feen) und einzigartige Erlebnisse.

  • #4

    Franz (Montag, 24 Dezember 2018 12:15)

    Auch nach 2 Jahren immer noch Wahnsinn an die Zeit zurückzudenken. Danke für den Eintrag und die wunderschönen Erinnerungen. Frohe Weihnachten <3