tasmanien - von winterlichen temperaturen und wundervoller natur

Noch in Deutschland war ich kurz davor, meinen Facebook Account zu loeschen. Fehlender Datenschutz, der Weiterverkauf von privaten Bildern an Grosskonzerne und viele weitere negative Aspekte liessen Facebook in den letzten Jahren in ein dunkles Licht ruecken. Trotz allem behielt ich meinen Account und blieb dem sozialen Netzwerk treu. Warum wusste ich auch nicht so ganz.

 

Nun, fast ein Jahr spaeter, bin ich froh, dass ich mich fuer Facebook entschieden habe, denn ohne die "Work and Travel Australia Backpacker Gruppen", haette ich meine Travelmates fuer Tasmanien niemals gefunden. Nachdem ich mein Flugticket nach Hobart buchte, postete ich einen Beitrag (in Englisch), dass ich nach Tasmanien gehe und nach Leuten suche, die die gleichen Plaene haben, wie ich.

Auf Anhieb antworteten mir 4 Backpacker. Mal wieder alles Deutsche. Das Glueck meinte es gut mit mir, denn ich fand unfassbar tolle Menschen. Ab der ersten Sekunde verstanden wir uns alle super, obwohl wir zunaechst nur per WhatsApp kommunizierten.

 

Am 06. Februar war es so weit. Wir sahen uns das erste Mal persoenlich und verstanden uns genauso gut wie beim Schreiben. Besser haette es nicht kommen koennen. Leider starteten wir unsere Reise nur noch zu 4., da eine Person aus privaten Gruenden nicht mitkommen konnte. Wie sich spaeter herausstellen sollte, kreuzten sich unsere Wege nochmal. Aber dazu spaeter mehr.

 

Den ersten Tag in Tasmanien verbrachten wir in Hobart und erkundeten die Stadt (wobei es nicht allzu viel zum Erkunden gab). Das kleine Oertchen am Derwent River hat zwar ihren Charme, doch ueberzeugen konnte sie micht nicht ganz. Ich war froh, als wir am naechsten Tag unseren Mietwagen abholten und unserer Roadtrip richtig begann.

 

Wir mieteten bei Wicked Campers und bekamen das genialste Auto der Welt. Sie gaben uns einen 4WD (obwohl man den erst mit 21 Jahren fahren durfte, was keiner von uns war), welcher mit einem Dachzelt, einer Kiste mit Tisch, Stuehlen (das haette man eigentlich alles extra bezahlen muessen) und allem drum und dran ausgestattet war.

 

Unser erstes Ziel war der Mt. Wellington. Auf 1260m wurde uns eine fantastische Aussicht auf die Stadt und die umliegende Natur geboten und mir wurde klar, wie wunderschoen Tasmanien ist. Unendliche Natur, Berge, Seen, Waelder und traumhafte Straende. Das ist es, was ich in Australien finden wollte. Nun lag all das direkt vor meiner Nase.

Prompt wurde uns klar, dass Tassie nicht nur eine tolle Umgebung vorzuweisen hat, sondern auch bittere Kaelte. Nach 5 Monaten in Australien war ich Temperaturen zwischen 25-35 Grad gewohnt, doch  nun zeigte das Thermometer lappige 12 Grad Celcius an.  Zum Einen lag das an der Hoehe, auf der wir uns befanden und zum Anderen muss man sagen, dass es auf Tasmanien einfach schlicht weg ''kalt'' ist. Immerhin waren wir nicht mehr weit von der Antarktis entfernt. Und wie wir spaeter erfahren haben, war es der kaelteste Sommer seit Jahren. Ja, wir haben uns im wahrsten Sinne des Wortes den Arsch abgefroren.

Des Weiteren besuchten wir ein paar Straende, Blowholes, Caves und eine alte Kolonie in Port Arthur. Der historische Ort ist heute ein Museum, fuer welches man $37 Eintritt bezahlen muss. Wir armen Backpacker hatten dafuer natuerlich kein Geld, doch da wir erst 30min vor Schliessung dort waren, kamen wir umsonst hinein.


Tasmanien ist flaechenmaessig relativ klein, doch es gibt jede Menge tolle Orte. Hier mal meine TOP 5:


Freycinet National Park & Wineglass Bay

 

Nachdem wir einen Aufstieg von 600 Stufen meisterten, wurden wir mit dieses fantastischen Aussicht belohnt. Um uns herum befanden sich nur Waelder, Berge und der weite Ozean. Die Wineglass Bay ist eine Bucht, welche fuer ihren weissen Sandstrand und tuerkises Wasser bekannt ist.  Leider schien an dem Tag, an dem wir dort waren die Sonne nicht allzu oft, wodurch das Wasser nicht ganz so paradiesisch aussah. Schoen war es trotzdem.

Bay of Fires (Alley: ''Bay of Fries'')

 

Laut der Namensgebung koennte man vermuten, dass der Ort nach seinen roten Steinen benannt wurde. Aber nein, so war das nicht. In Zeiten des Kolonialismus erreichten Seefahrer die Bucht und nahmen die Feuer der Aborigines wahr. Somit erhielt der Strandabschnitt seinen Namen.

Wir verbrachten ein paar Stunden dort, spazierten auf den Felsen umher und machten die typischen Touri Bilder.

Bridestowe Lavender Estate

 

Die Lavendel Farm im Norden von Tasmanien ist die groesste ihrer Art auf der kompletten Suedhalbkugel der Erde. Leider war die Erntezeit schon vorbei, wodurch die Felder nicht mehr lila leuchteten. Trotzdem sah es richtig gut aus und dem Anlass entsprechend goennten wir uns ein Lavendel Eis. Lecker war's, aber der Geschmack war undefinierbar.

Cradle Mountain- Lake St. Clair - National Park

 

Mein absolutes Highlight!! Noch nie zuvor wanderte ich auf 1500m Hoehe entlang wundervoller Berge, Hochmoore, Fluesse und Seen. Es war mit Abstand das beeindruckendste, was ich in Australien gesehen habe. Wir machten einen einen 8km Walk und genossen die wundervolle Landschaft. Natur gibt einfach so viel Kraft. Mal wieder war es jedoch extrem kalt (5 Grad Celsius) und es lag sogar eine Schneewarnung vor. Zufaelligerweise trafen wir Anjihali wieder, das Maedchen, dass eigentlich mit uns reisen wollte. Die Welt ist ein Dorf.

 

Bruny Island

 

And last but not least Bruny Island. Ein Fleckchen Erde, welches mich komplett umgehauen hat. Egal wo wir waren, wir fanden ueberall kleine besondere Orte vor, die unseren Aufenthalt perfekt machten. Wir schaukelten am Strand, sahen einen wundervollen Sonnenuntergang an einem Leuchtturm und fuhren mit unserem geliebten 4WD am Strand entlang. All die Orte entdeckten wir spontan. Manchmal ist es das beste einfach drauf los zu fahren und sich ueberraschen zu lassen.


Wie ihr sehen koennt, hatte ich auf Tasmanien eine tolle Zeit und sah wundervolle Orte. Doch nicht nur die Orte, die ich besucht habe, waren besonders, sondern auch die Menschen, mit denen ich zusammen gereist bin. Wir lachten staendig, machten gegenseitig Witze ueber uns, die jeder mit Humor hinnahm und waren alle auf dem gleichen Level verrueckt, An den Abenden sassen wir gemeinsam am Lagerfeuer und assen Stockbrot oder schauten die Jurassic Park Filme auf Inas E-Reader. Und was natuerlich niemals fehlen durfte, waren unsere taeglichen Kartenspielrunden und die abendlichen Naeschereien.

 

Eine Sache gab es, die hatten wir alle gemeinsam. Wir hatten einfach kein Glueck mit Autos. Eines Tages fuhren wir in einen National Park in den Bergen, um ein paar Walks zu machen. Nach mehreren Stunden Fahrt waren wir froh, als wir endlich den Lake Osbourne Carpark erreichten und sahen, dass es dort Toiletten gab. In Flip Flops und T-Shirt machten wir uns auf zum Klohaeuschen. Warme Sachen anziehen, dachten wir, koennen wir anschliessend. Doch dazu sollte es nicht kommen, denn bevor ich es ueberhaupt auf die Toilette geschafft hatte, kam Georg zu uns und verkuendete mit einem Mix aus Lachen und Verzweiflung, dass er den Schluessel im Auto vergessen hat und die Tueren sich verriegelt haben. Laeuft bei uns, kann ich dazu nur sagen.

 

Uns blieb nichts anderes uebrig, als die Roadside Assistance zu rufen. Auf einem Berg, mitten in einem National Park ist es jedoch schwierig Empfang zu finden. Der einzige Ort, an dem immerhin ein Balken hatten, war auf dem Dach unseres Autos. Da standen wir also. Eingehuellt in einem Schlafsack, um uns vor der Kaelte zu schuetzen, mit dem Handy in der Hand, au dem Dach unseres Autos. Ein Anblick, den ich nicht so schnell vergessen werde.

 

Zunaechst gab es ein paar Probleme, doch nach langem hin und her, schickte der Pannendienst einen seiner Arbeiter zu uns. Bis dieser ankam sollten jedoch 1,5 Stunden vergehen. Wir beschlossen unser Autozelt aufzubauen und in der Kiste hinten Karten zu spielen und uns die Zeit mit Milchreis und Apfelmus zu vertreiben. Momente, wie diesen, muss man halt mit Humor hinnehmen.

 

Am fruehen Abend kam der Typ vom Pannendienst an, brach unser Auto auf und gab uns unseren Schluessel wieder. Damit war die Sache beendet. Doch ein Problem gab es noch. Wer bezahlt die Rechnung?

 

Alley ist Mietglied bei RACQ (sozusagen der australische ADAC), wodurch wir dachten, dass keine Kosten auf uns zukommen duerften. Da wir uns jedoch in einem National Park befanden, reichte ihre ''Standard'' Mitgliedschaft nicht aus. Wir erklaerten dem Typen, dass wir kein Bargeld bei hatten und er die Rechnung doch bitte an Wicked Campers schicken soll. Das tat er mit dann auch, obwohl im das nicht gerade zusagte.

 

Ob die Rechnung jemals bei unserer Autovermietung angekommen ist, weiss ich nicht und ob sie jemals versucht haben, mich zu erreichen, weiss ich auch nicht, denn die Adresse, die ich bei Wicked angegeben habe, war die meines Hostels in Brisbane. Wie dem auch sei, da haben wir mal wieder $120 gespart.

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