arbeiten im outback

Momentan befinde ich mich in Richmond, einer winzigen Ortschaft mitten im Outback von Queensland. Irgendwo im Nirgendwo arbeite ich in einem Pub als Barkeeperin, Kellnerin & Cleaning Person. Mir gefaellt meine Arbeit, doch der Standort meiner "neuen Heimat" ist nicht ganz so mein Fall. Richmond liegt an einem Highway, welcher von Townsville ins Landesinnere fuehrt. Von der naechsten groesseren Stadt sind wir 500km entfernt. Fuer die Australier ist das ein Katzensprung. Fuer mich eher eine unbegreifliche Vorstellung.

Meine Arbeit gefaellt mir echt gut. The Mud Hut Hotel besteht aus einem kleiner Pub, einem Bistro und ein paar Cottages, welche als Hotel dienen. Zu meinen Aufgaben gehoert es, die Kunden mit Essen und Rum zu versorgen, den hauseigenen Bottleshop zu betreiben und nebenbei alles sauber zu halten. Und um ehrlich zu sein, habe ich mich bis jetzt nicht wirklich ueberanstrengt. Ich arbeite im Wechsel entweder von 11am bis 4pm oder von 4pm bis zum Ende. Jeden 2. Morgen kommt eine Putzschicht dazu. Dann ist es meine Pflicht um 8am den kompletten Pub zu saugen, zu wischen und die Stuehle im Bistro runter zu stellen. Das ist ungefaehr das, was ich hier am meisten hasse.

 

Ich kann mich wirklich nicht beschweren. Meine Aufgaben sind relativ leicht, meistens habe ich nicht viel zu tun und die Bezahlung ist auch in Ordnung. Pro Woche erhalte ich einen festgelegten Lohn und nebenbei bekomme ich gratis meine Unterkunft und die komplette Verpflegung. Es ist eine gute Chance viel Geld anzusparen, denn ausgeben kann ich hier eh nichts.

 

Seit einem Monat bin ich schon hier. Gemeinsam mit Carlotta. Tag fuer Tag gehen wir arbeiten, lassen die Zeit ablaufen und freuen uns, wenn wieder eine Woche geschafft ist. In meiner Freizeit lese ich viele Buecher, schaue, wenn es die WLAN Verbindung zulaesst, Filme auf YouTube und verbringe viel Zeit im Swimmingpool. Manchmal nimmt mich Skewy, ein Farmer, mit zu seiner Cattle Station. Dort habe ich die Moeglichkeit mit den Rindern zu helfen, die unterschiedlichsten Fahrzeuge zu fahren und mit den Hundewelpen zu spielen. Meine Paradedisziplinen sind es jedoch Autos im Schlamm festzufahren und mit den Buggy ueber Aeste zu brettern, wodurch die Reifen platzen. Ich glaube ich bin Skewy eine Flasche Cabernet Sauvignon schuldig. Sorry mate! 

 

Es sind natuerlich nicht die besten und auch nicht die schoensten Monate, waehrend meines Auslandsjahres, aber es ist eine spannende Erfahrung. Ich lerne das Leben im Outback kennen. Ich sehe, wie Australier wirklich leben. Ich rede mit unterschiedlichsten Menschen. Und ich bekomme eine ganz neue Vorstellung von Australien.

 

Die Leute, die in unserem Pub zum Trinken kommen, sind hauptsaechlich immer die Gleichen. Hier im Outback hat man halt seine Stammkunden. Leider sind unter ihnen viele Bruchgestalten. Von Alkoholikern, Aborigines und Spielsuechtigen ist alles dabei.

 

Im ersten Moment fand ich all das sehr befremdlich und ich fragte mich, wo um alles in der Welt ich hier schon wieder reingeraten bin. Doch nach ein paar Wochen erkannte ich, dass das nun mal das Leben hier ist. Die Menschen, die in Richmond und in der Umgebung wohnen, arbeiten zum Teil wirklich hart. Auf dem Bau, auf Farmen und natuerlich in der prallen Hitze. Und was sollen sie schon grossartig mit ihrem verdienten Geld anstellen? Mal schnell mit der besten Freundin ins Kino gehen oder einen Wochenendausflug mit der Familie zu unternehmen ist nicht moeglich. Es bleibt also nur, sich in der Freizeit mit anderen aus dem Dorf im Pub zu treffen, einen Nip Bundy, den beliebtesten australischen Rum, zu trinken und sein Geld bei Pferdewetten auf den Kopf zu hauen.

 

Fuer mich ist das ein komplett andere Art zu Existieren. Ein Lebensstil, den ich nicht leben moechte, der mich aber trotzdem extrem reizt. Jeden Tag sehe ich Leute, die mit ihren fetten 4WD's angefahren kommen, typische Cowboyhuete tragen und sich mit Freunden ueber ihre Rinder und Schafe unterhalten. Die Menschen haben ein unglaubliches Wissen ueber Natur, Tiere, Technik und Maschinen. Ich kann so viel von ihnen lernen.

 

Was mich immer wieder erstaunt, ist, dass es in Richmond viele junge Leute gibt. Aus Deutschland kenne ich es, dass die Doerfer im wahrsten Sinne des Wortes aussterben. Nach dem Abi ziehen die meisten 18 Jaehrigen in die Grossstadt, studieren und kehren oft nicht in ihre Heimat zurueck. Hier in Australien jedoch, wirkt es auf mich so, als sei das nicht der Fall. Sie lieben ihr Leben und geben sich mit dem zufrieden, was sie haben.

 

Zunaechst dachte ich, dass man hier im Outback total isoliert und abgeschnitten von der Aussenwelt ist. Langeweile pur. Das stimmt zum Teil auch. Doch auf der anderen Seite wurde mir bewusst, wie frei man sich trotzdem fuehlen kann. Dorfleben bedeutet Natur. Und Natur bedeutet Leben.

 

Man hat die Chance mit dicken Autos durch Fluesse zu fahren, mit einem Quad Felder entlang zu heizen, zu angeln, Wildschweine zu jagen (was ich aus rein vegetarischen Ansichten natuerlich eher ablehne) und einfach alles zu machen, was man will. Egal wie jung oder alt man ist. Die unendliche Natur in dieser Gegend eroeffnet einem alle Moeglichkeiten und macht das Leben hier zu etwas Einzigartigem. In manchen Momenten verstehe ich, warum die Leute nicht aus ihrer Heimat fluechten.

 

Auf der Arbeit rede ich oft mit den unterschiedlichsten Leuten. Ich hoere mir ihre Geschichten an, versuche zu verstehen, wie sie leben und lerne mit jeder Erzaehlung dazu. Ich bin froh, diese Moeglichkeit zu haben.

 

Nicht ganz so leicht faellt es mir, meine Kunden im Pub zu verstehen. Zum Einen kann man das auf den erhoehten Alkoholkonsum schieben, doch zum Anderen liegt die Schuld eher an diesem verflixten "Outback Slang". Die Menschen sprechen einen schrecklichen Akzent, der fuer nicht Englischsprachige einfach unfassbar schwer zu verstehen ist. Teilweise fuehle ich mich, als sei ich in Bayern oder in China. Jemand sagt mir etwas und ich verstehe nur Bahnhof. In solchen Momenten kommt das typische Auslaender Verhalten zum Einsatz: Ein wenig lachen, mit dem Kopf nicken und so tun, als haette man seinen Gegenueber verstanden.

 

Hin und wieder bringt mich all das in richtig unangenehme Situationen. Zum Beispiel, wenn jemand Essen bestellt und ich anstelle von "vegies" "wedges" verstehe und der Gast dann das falsche Essen bekommt. Mit den Wochen wurde ich besser und meine Fehlerquote hat sich gesenkt. Zum Glueck.

 

Das ist mein derzeitiges Leben. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es unter die Kategorie "gut" oder "schlecht" einordnen soll. Wie dem auch sei, in einem Monat verlasse ich Richmond. Ende April geht fuer mich das Reisen weiter. Ein letztes Mal werde ich die elendig langen Strassen Australiens erobern. 10.000 Kilometer warten auf mich. Endlose Meilen, die es zu meistern gilt. Ich kann es gar nicht erwarten.

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Kommentare: 2
  • #1

    Oma (Mittwoch, 22 März 2017 12:33)

    Es ist gut einmal zu sehen,wie die Australia im Outback leben. Ich finde es erstaunlich,wie sie mit dieser Abgeschiedenheit umgehen.

  • #2

    Dorfeltern Papa/Mama (Donnerstag, 23 März 2017 06:44)

    So ist das Dorfleben�Ruhig,aber wunderschöne Natur und Tierwelt.Du lebst gerade Papas Lebensweise�Genieß den Monat im Outback und dann gehts weiter auf Reise�3Monate noch,dann ist BALI angesagt.��